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Die internationale TOCICO Konferenz 2013 in Bad Nauheim wurde von mehr als 300 Teilnehmern aus Industrie, Lehre, Beratung und nichtstaatlichen Organisa­tionen aus 45 Länden besucht. 59 Vorträge und Workshops zeigten an vier Tagen die Breite der Anwendungen der Theory of Constraints:

• Produktion,
• Projektmanagement,
• Vertrieb,
• Strategieentwicklung,
• Landwirtschaft,
• Regierungsarbeit,
• Erziehung,
• Risikomanagement,
• Einkauf,
• persönliche Entwicklung,
• …

Einige Blogs wie Jack Vinsons Kowledge Jolt oder der toc4u Blog haben schon über Inhalte berichtet. Ich möchte aber einige interessante Punkte herausgreifen:

Antriebsentwicklung bei Mazda

Mitsuo Hitomi von der Antriebsentwicklung bei Mazda berichtete, wie Mazdas SKYACTIV Motorentechnologie mit Hilfe von TOC entwickelt wurde. Angesichts gravierender finanzieller Probleme stellte sich vor einigen Jahren die Frage, wie Mazda aus der Situation herauskommen könnte. Hitomi stellte die Schritte dar:

1. Analyse der Situation und des Kernkonflikts: als Durchbruch wurde die schnelle Entwicklung einer verbrauchsarmen Technologie an Verbrennungs­motoren angestrebt.
2. Beenden der Verzettelung an verschiedensten Entwicklungsprojekten und Fokus auf das Durchbruchsprojekt.
3. Verdreifachung der Entwickler in der Vorentwicklungsphase.
4. Parallel Einführung von CCPM Projektmanagement zur Verkürzung der Entwicklungszeiten bei reduzierten Entwicklungsaufwänden. Dabei wurde zunächst in einem kurzen Entwicklungsprojekt Meilensteinmanagement durch Prozess­management in kurzen (wöchentlichen) Zyklen ersetzt. Als Folge sank die Entwicklungszeit von 2 auf 1 Jahr. Danach setzten sie CCPM in der Breite um.

In etwa 4 Jahren (2007 bis 2011) gelang es Mazda, die neue Technologie auf den Markt zu bringen. Mit den neuen Fahrzeugen CX5 und Mazda 3 konnten zahl­reiche Preise und Verkaufsrekorde gewonnen werden. Hitomi hob die parallelen technologischen und operativen Durchbrüche in diesem Projekt hervor [1]. Er beendete seine Präsentation mit dem Bild der beiden Fahrzeuge unter der Überschrift „Made by TOC“.

Aus einem Ereignis lernen

Oft entstehen in Organisationen unerwartete, überraschende Ereignisse. Eli Schragenheim stellte anhand eines Beispiels einen Prozess vor, der es einem Team erlaubt, die tieferen Ursachen und eventuelle falsche Organisations­paradigmen hinter solchen Ereig­nissen zu entdecken und zu korrigieren. Üblicherweise werden in solchen Fällen alle möglichen Fakten gesammelt. Elis Prozess schlägt dagegen vor, a) alle Hypothesen zu finden, die das Ereignis erklären können, b) diese dann logisch zu überprüfen und c) zu überprüfen, ob sie so passiert sind. Die bestätigten Ursachen werden dann d) durch „Warum“-Fragen hinterfragt. Die gefundenen Kernursachen (falsche Annahmen/Paradigmen) werden dann e) verallgemeinert, um weitere Bereiche und Fälle in der Organisation zu finden, in denen sie auftreten. Dann werden f) Korrekturmaß­nahmen: korrigierte Paradigmen und Prozeduren entwickelt und umgesetzt. Dieser Prozess sollte in einer Organisation systematisch und wiederholt angewandt werden.

Regierungsarbeit

Dazu hatten wir mehrere Vorträge aus USA, Litauen und Japan. Das gemeinsame der TOC Anwendungen in der Regierungsarbeit besteht in der Einführung geeigneter Messgrößen und von Transparenz. Konkrete Beispiele zeigten, wie Bearbeitungszeiten in der Administration drastisch verkürzt werden konnten. Mit einem CCPM Projekt wurde in der südlichsten Präfektur von Japan rasch ein Schutzdamm errichtet und so eine Region vor Überflutung bewahrt. In einer Videobotschaft an die TOC Gemeinschaft bedankte sich der Gouverneur von Miyazaki, Shunji Kohno für dieses Ergebnis.

Denkprozesse und Strategie

Verschiedene Vorträge zu den TOC Denkprozessen zeigten Entwicklungen vor allem für die Unternehmensstrategie. Alan Barnard von Goldratt Research Labs zeigte die neueste Version von Harmony, einer Software, die bei der Strategie­entwicklung unterstützt. Einige der Vorträge (z.B. Jelena Fedurko, Filippo Pescara) zeigten, wie spezialisiert das Wissen in diesem Bereich mittlerweile ist, so dass es mehr und mehr von Experten angewendet wird. Gleichzeitig und parallel dazu wird aber auch versucht, die Dinge zu vereinfachen.

Kindererziehung

Im TOCfE (TOC for Education) haben die TOC Denkprozesse ihre Frische unverändert bewahrt. Vorträge und Beispiele aus Israel und Polen zeigten, wie die Kinder spielerisch lernen, ambitionierte Ziele zu entwickeln und zu erreichen, Konflikte zu lösen und Lösungen für Probleme zu entwickeln.

Fazit: die Konferenz zeigte die wachsende Breite des Einsatzes der Theory of Constraints.