Die „grüne Kurve“ greifbar machen

Paul.Bayer am 17. June 2011 um 08:16

Die grüne und rote Kurve der Theory of Constraints
In der Theory of Constraints steht die grüne Kurve für Stabilität, die rote Kurve für Wachs­tum. Stabilität, also die grüne Kurve gilt als Voraussetzung für Prosperität und Wachs­tum einer Organisation.

Aber dieses Konzept ist sehr abstrakt. Am zweiten Tag des TOCICO Upgrades 2011 in Palisades (NY) wurde deshalb die Frage aufgeworfen, wie man Stabilität greifbarer machen kann. Wenn es Ziel der TOC ist, Prosperität (z.B. ein blühendes Unternehmen) zu erzeugen und Stabilität dafür die nötige Grundlage darstellt, dann brauchen wir doch Prozesse und Mechanismen zum Schaffen von Stabilität.

Instabilität und Disharmonie

Die TOC Gemeinschaft wurde in den letzten Jahren auch durch die Einführungen der TOC in japanischen Unternehmen geprägt. Die japanischen Manager haben besonders das mit Hilfe der TOC erreichte gemeinsame Verständnis, die verbesserte Synchronisation und Kooperation und den Rückgang der Konflikte hervorgehoben, etwas, das sie als Wa (Harmonie) bezeichnen.

Diese Erfahrungen haben Eli Goldratt dazu bewogen, fünf „Antriebe für Dishar­monie” in Unternehmen zu formulieren:

  1. Mein Beitrag: Viele Leute wissen nicht wirklich bzw. können nicht sagen, in welcher Hinsicht ihr Beitrag für die Organisation eigentlich wichtig ist. Wären Sie an ihrer Stelle motiviert?
  2. Der Beitrag meiner Kollegen: Die meisten Leute wissen nicht, warum die Arbeit vieler ihrer Kollegen für die Organisation so wichtig ist oder was ihr Beitrag ist. Wären sie an ihrer Stelle kooperativ?
  3. Konflikte: Leute arbeiten unter Konflikten.
  4. Trägheit: Viele Leute müssen auch Arbeiten verrichten, für die es keinen Grund mehr gibt. Die Leute spüren das immer, aber können das meist ihren Vorgesetzten nicht überzeugend erklären.
  5. Lücken zwischen Verantwortung und Zuständigkeit: Wie frustrierend ist es, für etwas verantwortlich zu sein ohne die Aktionen beeinflussen zu können, die erforderlich sind.

Diese Quellen für Disharmonie zu reduzieren und sie in „Antriebe für Harmonie“ zu verwandeln, bringt Stabilität in die Unternehmen.

Der Weg zur Stabilität

Viele Unternehmen arbeiten aber unter weit instabileren Verhältnissen als diese japanischen Unternehmen. An den Berichten japanischer Unternehmen fällt auf, wie schnell sie in der Lage sind, TOC-Lösungen einzuführen und wie konsequent und nachhaltig sie das angehen und umsetzen. Das setzt schon eine gewisse Grundstabilität voraus wie sie durch Kanban, 5S, visuelles Management usw. erreicht wird.

Für andere Unternehmen ist es nötig, zunächst Maßnahmen zur Stabilisierung ergreifen. Die TOC hat ein mächtiges Arsenal hochwirksamer Ansätzen, um Stabilität zu erzeugen, z.B.:

  • die fünf Fokussierungsschritte auf den Engpass,
  • die Einführungsschritte von DBR (TOC Produktionssteuerung) oder CCPM (TOC Projektmanagement),
  • Puffermanagement,
  • Verständigung im Management mit Strategie- & Taktikbäumen

Aber bisher und traditionell wurden in der TOC die damit zu erreichenden Durchbrüche hervorgehoben, also eher die „rote Kurve”. Organisationen, die in turbulenten Fahrwassern operieren sind aber zunächst eher an Stabilität, also an der „grünen Kurve” interessiert. Durchbrüche sind erst einmal nicht das, was sie suchen.

Der Weg zur Entwicklung der TOC besteht also darin, für ihre Ansätze und Lösungen herauszuarbeiten, wie sie Stabilität und damit gleichzeitig die Basis für Wachstum und Entwicklung schaffen. Das ist der Weg, um die „grüne Kurve” greifbarer zu machen. Das wird die Wahrnehmung der TOC positiv verändern. Eine ganze Reihe von Vorträgen und Praxisberichten auf der TOCICO Konferenz 2011 gingen denn auch in diese Richtung.

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