Transformation

Paul.Bayer am 23. May 2009 um 08:21

Marcia Daszko und Sheila Sheinberg definieren in „Survival is Optional“:

Transformation geschieht, wenn Führungskräfte eine Vision für einen Wandel und ein System erzeugen, um ständig Glauben, Annahmen, Handlungsmuster, Gewohnheiten und Paradigmen zu hinterfragen und zu überprüfen, mit dem Ziel, kontinuierlich und mit Hilfe von tiefem Wissen Managementtheorie zu entwickeln und anzuwenden. Transformation geschieht, wenn die Leute, die ein System führen, sich darauf konzentrieren, eine neue Zukunft zu erzeugen, die bisher noch nie existiert hat, wenn sie auf der Basis von ständigem Lernen und neuem Denken anders handeln als in der Vergangenheit.

Unter den Bedingungen der jetzigen Wirtschaftskrise wird klar, dass dieses Verständnis von Wandel als Transformation immer notwendiger wird. Es ist nur dieses Verständnis von Wandel, das zu entscheidenden Verbesserungen und zu Vorteilen führen kann.

Drei Arten von Wandel

Viele Unternehmen probieren ständig mit Methoden wie „Lean“, Six Sigma, BPM herum. Aber nicht so sehr die Methode ist entscheidend, sondern warum und mit welchem Ziel man eine Veränderung angeht. Unterschiedliche Ziele bedingen unterschiedliche Arten von Wandel in Organisationen, und wir tun gut daran, sie voneinander zu unterscheiden:

Optimierung Übergang Transformation
Motivation mache etwas schneller, billiger, besser löse ein Problem finde einen Weg, zu überleben, einen Durchbruch
Ziel Verbesserung des bestehenden Systems Veränderung zu einem besseren bekannten System
(A nach B)
ganzheitlicher und kontinuierlicher Wandel zu einem neuen, bisher unbekannten System
Lernen Anpassen der bestehenden Praxis lernen einer „best practice“ kontinuierliches Experimentieren und Lernen von neuem
Denken, Paradigmen, Kultur, Methoden, Prozessen
Fokus lokales Optimum ein bestehender, begrenzter Prozess wird verbessert das gesamte System wird verbessert, Suche nach Hebelpunkten, Engpässen, über die
das Gesamtsystem verbessert werden kann
Methode Verbesserung von Praktiken und Leistung, oft von persönlicher Leistung Durchführen eines Projekts, neue Festlegung von Funktionen, Aufgaben Topmanagement verpflichtet sich zu neuem Denken, Lernen und Handeln; Coaching von außen, Mut, Fehler sind nötig, um neues zu lernen
Ergebnis lokale Verbesserung bringt oft keine Verbesserung des Gesamtsystems nachhaltiger Wandel, neues agileres, flexibleres, offeneres, intelligenteres, robusteres, lebensfähigeres … System

Nicht alle diese Veränderungen können vom Topmanagement an das Change-Management delegiert werden.

Wandel und S-Kurven

Eine Serie von S-Kurven

Wir können Wandel als eine Folge aufeinanderfolgender S-Kurven beschrei­ben. Systeme entwickeln sich solange bis ihre inneren oder äußeren Widersprüche zu Konflikten führen, die ihr Wachstum zum erliegen bringen und schließlich zum Absterben des Systems führen. Bis zu einem gewissen Grad haben sie die Option, sich zu wandeln, ihre Engpässe und Konflikte zu lösen und einen neuen Weg zu finden. Wenn der neue Weg schon von anderen gefunden wurde, fällt der Wandel leichter. Das System, z.B. ein Unternehmen folgt dann wie viele andere schon einem ausgetretenen Pfad, schließt sich einer Entwicklung an. Wenn das Unternehmen aber einen neuen Weg selbst finden muss, dann ist Transformation unausweichlich.

Wandel, Lernen und Chaos

Menschen und Organisationen schrecken gleichermaßen vor dem Chaos zurück, das mit Transformation verbunden ist. Wandel und besonders Transformation erfordert zunächst, das Bestehende, die geltenden Annahmen und Denkmuster … in Frage zu stellen und loszulassen. Er führt auf unbekanntes Terrain. Die Schwierigkeit ist hier, den Zusammenhalt, die Stabilität usw. zu bewahren, mitten im Chaos einen Weg, einen ruhenden Pol zu finden und das Chaos nicht zu groß werden zu lassen. Walter Shewhart und W. Edwards Deming haben mit dem PDCA-Zyklus einen Weg gezeigt, mit dem man sich auf Transformation einlassen kann. Er basiert auf dem besten, was wir als Menschen haben, um Neues zu bewirken – auf der wissenschaftlichen Methode.

Der PDSA-Zyklus

Aber trotz PDCA (oder PDSA), auch mit den besten Methoden, um Systeme zu stabilisieren, um Hebelpunkte zu finden usw. – ohne Ziel und Vision lassen sich die Menschen auf einen größeren Wandel nicht ein. Es liegt deshalb an den Leitern unserer Organisationen, Transformationen einzuleiten. Dazu müssen sie zunächst bei sich selbst anfangen. Das ist schwierig und erfordert Mut. Aber erst der sichtbare Wandel der Stammesführer wird den Wandel ihrer Stämme bewirken.

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2 Kommentare zu “Transformation”

  1. Ludwig

    Halllo Hr. Bayer. Ich hätte eine Frage zu einer der Illustrationen. Der Unterschied zwischen Kaikadu und Kaizen ist mir grundsätzlich ein Begriff.

    Mir erschließt sich dass sich Verbesserungsinnovationen potentiell immer erschöpfen können und für die Weiterentwicklung eine Durchbruchsinnovation nötig wird. Aber warum ist in der Graphik Kaikadu ein negativer Bruch in der Entwicklung? Bruch, da die Linie “Kaizen” unterbrochen und auf der Zeitachse unterhalb weitergeführt wird.

    Auf die Antwort freu ich mich, viele Grüße

  2. Paul.Bayer

    Hallo Ludwig,

    vielen Dank, die Frage zeigt mir, dass ich diesen Punkt nicht klar genug gemacht habe. Die meisten Innovationen haben zunächst einen Nachteil gegenüber den bestehenden Systemen, sie sind zum Beispiel teurer oder erfordern Ressourcen, die zunächst nicht verfügbar sind, oder die Leute können noch nicht damit umgehen. Deswegen ist der Übergang von einer S-Kurve zur nächsten zunächst ein Bruch, ist zunächst mit einem Abfall der Idealität (Performance etc.) verbunden.

    Es erfordert zusätzliche Energie, um ein System auf eine neue Entwicklungsstufe zu bringen. Ein weiterer – sehr aktueller – Punkt ist, dass beim Übergang zu einer neuen Entwicklungslogik Friktionen entstehen, z.B. Überkapazitäten, Entwertung vorhandener Produktionsanlagen usw. Ein gewisser Grad von Chaos ist also beim Übergang zwischen den S-Kurven unvermeidlich.

    Transformation ist sowohl die Kunst, diese Übergänge aktiv zu betreiben als auch die Beschreibung des Übergangs an sich. Wenn Sie die Entwicklung als Wachstumsraten antragen, dann erhalten sie ein zyklisches Verhalten, Wachstum, Rezessionen usw.

    Herzliche Grüße,
    Paul

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