Die fünf Stufen der Herstellqualität

Paul.Bayer am 30. October 2007 um 00:16

Einer der Schlüssel zu einer nachhaltigen Verbesserungsstrategie ist es, zu verstehen, dass Prozesse mehrere Entwicklungsstufen haben. Man muss verstehen, wo man selbst steht, um geeignete Schritte zur nächsten Stufe gehen zu können. Den Entwicklungsstufen der Prozesse entsprechen Entwicklungsstufen im Denken, in der Organisation und in den eingesetzten Werkzeugen. Prozess­verbesserung bedeutet, das gesamte System: Denken, Organisation, Werkzeuge und Prozesse synchron zu entwickeln. Eine gute Darstellung geben Hirano und Furuya mit der nachfolgenden Grafik [1].

Stufen der Qualitätsfähigkeit

Diese Stufen können näher so beschrieben werden [2]:

Stufe 1, Chaos Es gibt keine definierten Prozesse und Standards. Das Chaos herrscht. Laufend passieren Fehler. Die Ausbringung schwankt stark.
Stufe 2, am Rande des Chaos Die Prozesse sind nicht unter Kontrolle (einen Moment lang kann alles ganz gut aussehen, aber dann …). Das System ist gekennzeichnet durch Firefighting und Inspektion, um Fehler zu entdecken.
Stufe 3, Stabilität Die Prozesse sind jetzt unter (visueller) Kontrolle. Die Schlüsselpunkte sind beschrieben und werden eingehalten. Probleme werden deutlich gemacht, an ihren Ursachen wird gearbeitet.
Stufe 4, Verbesserung Es gibt einen ständigen Verbesserungs- prozess unter starker Einbindung der Mitarbeiter vor Ort. Probleme werden womöglich sofort vor Ort entdeckt und gelöst. Bei Fehlern wird der Prozess sofort angehalten.
Stufe 5, Suche nach Perfektion Das System wird so verbessert, dass Fehler sofort bei der Entstehung entdeckt und verhindert werden. Verbesserungsaktivitäten werden laufend (Kaizen) und geplant (Durchbruchsverbesserungen = Kaikaku) durchgeführt.

Einsicht und Verbesserung

Verbesserungsprojekte scheitern, wenn man versucht, auf der falschen Ebene anzusetzen. Es ist Muri (Unvernunft), in einem Prozess mit ständigem Firefighting (Stufe 2) einen wirksamen Kaizenprozess entwickeln zu wollen. Zunächst muss man Basisstabilität entwickeln und Stufe 3 erreichen. Besonders auf den ersten zwei Stufen ist es schwierig, zu erkennen und sich einzugestehen, wo man wirklich steht. Aber diese Einsicht ist die Voraussetzung für Verbesserung.

Natürlich gibt es in einem Unternehmen, in einer Fabrik Arbeitssysteme, die auf unterschiedlichen Stufen stehen können. Arbeitssysteme auf höheren Stufen sind Vorbilder und Benchmarks für andere. Das ist eine Möglichkeit, Durchbrüche und Brückenköpfe zu schaffen. Aber auch die fortgeschrittensten Arbeitssysteme können sich nicht weiterentwickeln, wenn das Umfeld nicht mitgeht. Deswegen führt an einer realistischen Situationseinschätzung kein Weg vorbei.

[1]
Hirano, Furuya: Jit is Flow, Practice and Principles of Lean Manufacturing, PCS Press, 2006. Norman Bodek hat mir freundlicherweise gestattet, die Grafik hier auf wandelweb.de zu veröffentlichen.
[2]
Weitere, detailliertere Beschreibungen und Handlungsanleitungen geben z.B. Iwao Kobayashis 20 Keys.

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Ein Kommentar zu “Die fünf Stufen der Herstellqualität”

  1. Miroslav Krejci

    Danke fuer fuer mich sehr interessante Seite (n). Moechte gerne schnellstmoeglich viele/alle lesen und Ideen in taeglicher Arbeit nutzen. Ich bin schon einige Jahren von Toyota Denken positiv angegriffen (AOTS-Training). Diese Begeisterung verstehen leider nicht alle meine Kollegen und ziehen nicht mit. Ich bin ueberzeugt, dass ich in eueren Seiten Werkzeuge, Argumente oder Ideen finde, um denken meinen Kollegen in diese Richtung zu lenken.

    Nochmal DANKE und wuensche viel Erfolg

    Miro/SK

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