Das Wheeler-Chart

Paul.Bayer am 3. November 2007 um 17:24

Donald Wheeler, ein US-Experte für statistische Prozesskontrolle hat ein interessantes Modell der Prozesszustände [1], das ich hier in vereinfachter und verallgemeinerter Form wiedergebe:

Wheelers Darstellung der Prozesszustände

Wheelers Darstellung enthält mehrere interessante Aussagen:

  1. Eine allgemeine Tendenz zur Unordnung (Entropie) wirkt jeder Prozess­verbesserung entgegen.
  2. Jeder Prozess muss aus dem Chaos zu seinem Idealzustand entwickelt werden. Das erfordert Energiezufuhr (Prozessverbesserung). Ohne kontinuier­liche Energiezufuhr fällt der Prozess leicht auf eine niedrigere Stufe zurück.
  3. Die ersten zwei Stufen bewegen sich in einem Teufelskreis aus Chaos­management und Rückfall in das Chaos. Grund dafür ist, dass die systematischen Probleme (special causes) nicht beseitigt sind und dass der Prozess nicht unter Kontrolle ist.
  4. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist es notwendig, in einem systema­tischen Prozess die Fehlerquellen zu erkennen, sichtbar zu machen und zu beseitigen. [2]
  5. Prozessverbesserung beginnt immer mit Stabilisierung. Durch Beseitigung der systematischen Schwankungen muss zunächst ein stabiler Grundzustand erreicht werden (Stufe 3) bevor der Prozess weiter verbessert werden kann.

Verbesserungsstrategie

Für eine Verbesserungsstrategie hat das Wheeler-Chart mehrere wichtige Aussagen:

  1. Sorge dafür, dass der Vektor der Prozessverbesserung den der Unordnung überwiegt, dass also …
  2. die Ressourcen für Problemlösung und Prozessverbesserung konzentriert und gezielt eingesetzt werden und dass
  3. zunächst die Stabilisierung im Vordergrund der Prozessverbesserung steht. Das Management muss sich zunächst dieser Notwendigkeit unterordnen.

Wir müssen uns klar machen, dass schlanke Produktion, das Toyota Produktions­system auf stabilen Prozessen aufgebaut ist. Jedes exzellente Operationssystem muss auf stabilen Prozessen aufbauen. Wheelers Barriere zwischen Stufe 2 und 3 der Prozessfähigkeit ist die größte Hürde auf dem Weg der Verbesserung. Die Hürde, um Stabilität zu erreichen kann leicht unterschätzt werden [3].

Viele Methoden der schlanken Produktion bauen auf stabilen Prozessen auf. Sie können ihre Wirkung nicht entfalten, wenn keine Basisstabilität existiert. Dieses einfache Fakt wird oft vernachlässigt. Es ist aber ein Schlüssel zur erfolgreichen Prozessverbesserung.

[1]
vgl. Donald J. Wheeler, Understanding Statistical Process Control.– 1992, SPC Press, S. 19
[2]
Wheeler geht natürlich davon aus, dass Qualitätsregelkarten entscheidend für das Überschreiten der Hürde sind. Aber sie sind nur eine der Möglichkeiten.
[3]
Im fünfstufigen Modell von Hirano ist die Situation genauso; auch hier ist es am schwierigsten, auf Stufe 3 zu kommen.

Ähnliche Beiträge:

Einen Kommentar schreiben:

*
To prove you're a person (not a spam script), type the security word shown in the picture. Click on the picture to hear an audio file of the word.
Click to hear an audio file of the anti-spam word