Makromanagement

Paul.Bayer am 14. November 2009 um 17:09

Henry Mintzberg, Managementprofessor an der kanadischen McGill Universität ist mit Kritik am Management nicht zimperlich. Er stimmt aber in die allgemeine Schelte nicht ein und betont, dass gutes Management nötig ist, um mit komplexen Systemen umzugehen.

in einem Interview vor einigen Monaten sagte Mintzberg, dass nicht Mikromanagement das Problem ist, sondern Makromanagement, Entscheidungen ohne jeden Bezug zur Realität. Das führt zu einer Schieflage zwischen Management und Führung: Ständig neue Moden und Richtungen, keine Kontinuität. Die Unternehmen sind laut Mintzberg oft „overled and undermanaged“. Mintzberg setzt sich dadurch gezielt von der entgegengesetzten Theorie ab.

Das ist eine interessante Betrachtungsweise. Mintzberg sieht richtiges Management als die Methode, mit der Führungskräfte einen engen Kontakt zur Realität herstellen. Mintzbergs Sichtweise entspricht damit der Praxis des japanischen Managementstils, der das Management vor Ort, am Gemba vorne anstellt.

Anläßlich der Vorstellung seines neuen Buchs „Managing“ gab Mintzberg dem MITSloan ein Interview, in dem er sich auf Konosuke Matsushita bezieht:

So bekommen wir eine wirkliche Abkopplung zwischen dem oberen und dem mittleren Management. Das obere Management sieht vermutlich das Big Picture aber hat in den dysfunktionellen Fällen keinen Kontakt mit den Details.

Konosuke Matsushita, der Gründer von Panasonic sagte: „Große Sachen und kleine Sachen sind meine Aufgabe. Anglegenheiten von mittlerer Bedeutung können delegiert werden.“ In anderen Worten, du gestaltest das Big Picture aus den kleinen Details heraus. Es ist wie das Malen eines Bildes; du malst es Strich für Strich.

Ich denke, mit all dem Druck auf Zahlen und Finanzen und den Quartalsberichten in den Börsenunternehmen kann das oberste Management leicht von den Details abgehoben sein. Das mittlere Management kann mehr mit den Details verbunden sein, aber mit einem abgehobenen oberen Management bekommen die mittleren Manager Druck von der Hierarchie, die ihnen die Arbeit auf ihrer Ebene sehr schwer machen. Und mit all dem Downsizing und Kürzungen beim mittleren Management, sind sie unter noch mehr Druck, weil sie weniger geworden sind und weil sie besorgt sind.

Für die mittleren Manager ist dann das Ziel nicht, ihre Arbeit gut zu machen. Das Ziel ist, sicherzugehen, dass sie nicht auf der Liste sind, wenn die nächste Runde Downsizing kommt. Das bedeutet: stecke nicht deinen Kopf raus, falle nicht auf. Mache nur Deinen Job, ziehe den Kopf ein und hoffe das beste.

Mehr von Mintzberg: ein Audio-Interview mit dem Economist.

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