Intuition und Verbesserung

Paul.Bayer am 10. November 2007 um 17:00

„Ob Topmanagement, mittleres Management oder die Mitarbeiter vor Ort, wir alle sind Menschen. Wir sind wie wandelnde Mißverständnisse und glauben, dass der Weg wie wir die Dinge gerade tun der beste ist. Oder vielleicht denkst du nicht, dass es der beste Weg ist, aber du bleibst in der gängigen Auffassung: ‚Wir können es nicht ändern, es ist einfach so.‘
… Deshalb brauchen wir so etwas wie eine Bewußtseinsrevolution. Solange wir nicht vollständig ändern, wie wir denken, gibt es eine Grenze, für das, was wir mit unserem Denken erreichen können.“

Taiichi Ohno, Workplace Management, S. 15

Der „gesunde“ Menschenverstand

Wie wir im Alltag mit Problemen umgehen, ist durchaus nicht immer „gesund“:

  • Wir neigen dazu, Probleme weg und auf die lange Bank zu schieben
  • Wir glauben, dass der Weg wie wir die Dinge tun der beste ist.
  • Wir versuchen Probleme auszudiskutieren bevor wir sie richtig beobachtet und verstanden haben.
  • Wir versuchen an Symptomen von Problemen herumzukurieren statt nach der Ursache zu suchen.
  • Wir laufen der erstbesten Idee hinterher statt nach mehr Lösungen zu suchen und dann zu entscheiden.
  • Wir tun uns schwer damit, unsere Meinung über ein Problem zu ändern, selbst wenn uns die Realität eines anderen belehrt.

Solange diese Sorte gesunden Menschenverstands darüber bestimmt, wie wir mit Problemen umgehen, ist es kein Wunder, dass sie nicht gelöst werden und dass sich an der Situation nichts verbessert.

Paralyse durch Analyse

Manche ziehen daraus den Schluss, dem Alltagsverstand grundsätzlich zu misstrauen und verwickeln uns in einen Strudel von Analysen, endlosen Zahlenreihen und Statistiken, so dass niemand mehr durchblickt und allen der Schädel raucht. Das ist ist die Stunde der Problemlösespezialisten, die dann schlägt, wenn der gesunde Menschenverstand baden gegangen ist. Aber die Ergebnisse sind so nur selten besser.

Training und intuitives Handeln

Der Punkt besteht darin, dass wir unsere Intuition dringend brauchen, um synthetisch und kreativ denken zu können, um die Situation und die Hebelpunkte schnell zu erfassen, um wirksam handeln zu können, um unsere Meinungen und Aktionen an die Realität anpassen zu können usw. Aber gleichzeitig müssen wir skeptisch gegenüber den Schwächen unserer Denkgewohnheiten sein.

Wir müssen deshalb die Schwachstellen unserer Intuition durch einfache Regeln, Erfahrung und Training umgehen. Schlanke Produktion enthält einige extrem einfache Vorgehensweisen, mit denen wir intuitiv arbeiten können ohne in die Fallgruben unseres Alltagsverstandes zu fallen. Beispiele sind:
4M+I: Mensch, Maschine, Material, Methode, Information

  • Die drei goldenden Regeln: a) Gemba – vor Ort gehen und beobachten, b) Genbutsu – das Produkt checken, c) Genjitsu – handle aufgrund von Daten und Fakten.
  • Frage fünfmal „Warum“, um die Ursache zu finden.
  • Erkläre, Was, Wie und Warum, um Mitarbeiter zu unterweisen.
  • Checke die Stabilität der 4M+I: Mensch, Maschine, Material, Methode, Information.
  • EKUV: Eliminieren, Kombinieren, Umstellen, Vereinfachen, um Lösungen zu finden.
  • Setze einfache visuelle Kontrollen ein, um Probleme sofort sichtbar zu machen.

Diese und andere Regeln sind so einfach, dass sie von manchen nicht ernst genommen werden. Aber man muss sie nur ausprobieren, um zu spüren, dass sie dem üblichen gesunden Menschenverstand zuwider laufen. Sie sind die eigentlichen Schlüssel zu schlanker Produktion. Um nicht wieder in das Gewirr des Alltagsverstands zurückzufallen, ist es notwendig, sie ständig zu praktizieren und zu trainieren.

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