Die fünf Warum
Paul.Bayer am 16. November 2007 um 21:01Eines der bekanntesten Werkzeuge schlanker Produktion sind die „fünf Warum“: Frage fünfmal „Warum“, um die Ursache des Problems zu finden. Gleichzeitig scheint es mir aber eines der am wenigsten verstandenen und benutzten zu sein. Dabei ist es nicht so, dass andere, stärkere Werkzeuge eingesetzt würden. Warum also werden die „fünf Warum“ so wenig benutzt?
Die Leute brauchen die „fünf Warum“ nicht.
Sie hinterfragen die Probleme nicht.
Sie haben keine Probleme.
Sie sehen die Probleme nicht.
Sie stellen die Situation nicht in Frage.
Sie haben keine Zeit.
Sie erhalten nicht die Zeit zum Hinterfragen.
Sie sind mit Feuerlöschen beschäftigt.
Ihre Probleme sind chronisch.
Ihre Ursachen wurden nicht beseitigt
Sie wurden nicht hinterfragt! → Zirkelschluss
Die Probleme werden (als unlösbar) akzeptiert.
Sie lösen die Probleme ohne sie zu hinterfragen.
Sie lösen einfache Probleme.
Sie kurieren nur an Symptomen.
Sie hinterfragen die Probleme nicht! → Zirkelschluss
Sie müssen die Symptome nicht hinterfragen (z.B. die Führungskräfte verlangen es nicht von ihnen).
Das Anwenden der „fünf Warum“ zeigt hier auf folgende Kernursachen:
- Einfache Probleme können gelöst werden ohne sie lange zu hinterfragen (ok!).
- Werden komplexe Probleme Probleme nicht hinterfragt, kann das zu einem Teufelskreis (Zirkelschluss) von Firefighting und immer neuen Symptomen führen.
- Komplexe Probleme verlangen, dass die Situation hinterfragt wird, aber dieses Hinterfragen erfordert Zeit und ist unter Zeitdruck kein intuitiver Vorgang. Die Leute neigen in komplizierten Situationen zu Aktionismus und zum Herumkurieren an Symptomen.
Die Initiative für die „fünf Warum“
Deswegen muss die Initiative von den Führungskräften ausgehen. Sie müssen:
- verlangen, dass das Problem hinterfragt wird und selbst hartnäckig die Triggerfragen stellen,
- darauf bestehen, dass das Problem vollständig gelöst wird,
- gleichzeitig den Leuten dafür die nötige Zeit geben,
- die Situation grundsätzlich in Frage stellen.
Die fragende Haltung hinter den „fünf Warum“ ist die eigentliche Grundhaltung hinter schlanker Produktion, Problemlösung und Verbesserung, allgemein hinter Lernen. Deswegen müssen die Führungskräfte daran arbeiten, bei sich selbst und bei anderen diese fragende Haltung zu erzeugen.
Eines der Paradoxe schlanker Produktion ist das folgende: Wir nehmen uns Zeit, um Probleme zu lösen, damit die Probleme schneller gelöst werden. Die „fünf Warum“ sind dafür eines der wichtigsten Hilfsmittel.