Die fünf Warum II
Paul.Bayer am 17. November 2007 um 16:52Um zu sehen, wie die „fünf Warum“ [1] am besten angewandt werden können, müssen wir zunächst unsere eigenen Schwierigkeiten bei der Ursachenanalyse besser verstehen:
- Seit unserer Kindheit haben wir gelernt, Probleme mit Versuch und Irrtum zu lösen. Das ist die „natürliche“ Verhaltensweise, in die wir leicht zurückfallen, wenn es schwierig wird.
- Wir wollen uns nicht die Zeit nehmen, um die Dinge sorgfältig zu beobachten, sie zu notieren, zu überlegen, Schlussfolgerungen zu ziehen, zu korrigieren …
- Unser Kurzzeitgedächtnis ist begrenzt. Es ist schnell damit überfordert, Wechselwirkungen oder Wirkungsketten mehrerer verschiedener Sachverhalte zu verarbeiten.
Wir können also bereits gewöhnliche Probleme [2] nicht mehr unmittelbar und ohne systematisches Vorgehen lösen. Aber schon sehr einfache Techniken helfen uns, die Schwierigkeiten zu überwinden:
- Unser Sehapparat ist in der Lage, komplexe Zusammenhänge und Muster zu erfassen. Wir müssen unser Problem also visualisieren.
- Wenn Wirkungszusammenhänge über mehrere Zwischenglieder verlaufen, brauchen wir nicht die ganze Wirkungskette auf einmal erfassen, sondern können sie aufteilen.
- Wir schreiben die Zwischenschritte auf, um unser Kurzzeitgedächtnis zu entlasten.
- Durch dieses Vorgehen ermöglichen wir Teamarbeit, Kritik, Überprüfung und Nachvollziehbarkeit.
Das ist die gemeinsame Basis aller Techniken zur Ursachenanalyse, wie der „fünf Warum“, des Gegenwartsbaums der TOC, des TRIZ-Systemdiagramms, der Fehlerbaumanalyse, der Root Cause Analyse usw.
Die Fragetechnik der „fünf Warum“
Die Kernpunkte sind folgende:
- Die Fragetechnik der „fünf Warum“ zügelt unsere Ungeduld und arbeitet mit sehr einfachen Fragen. Zu einer Zeit wird nur jeweils eine Ursache-Wirkungsbeziehung betrachtet.
- Dabei bilden wir einfache, kurze und ganze Sätze, die wir vollständig aufschreiben. Das zwingt uns einerseits zu klaren Fragestellungen und Antworten. Zum anderen sind eine vollständig formulierte Fragen und die Antworten darauf bereits Realitätschecks: Wir bemerken so leichter, wenn wir Vermutungen äußern oder wenn wir Zwischenschritte überspringen.
- Jeden Schritt, jede festgestellte Ursache-Wirkungsbeziehung belegen wir durch Fakten (Beobachtungen, Experimente) bevor wir zum nächsten Schritt gehen.
- Wir visualisieren die verschiedenen Frageebenen zum Beispiel durch Einrückungen.
Ein Beispiel
Auf dem Boden sammelt sich Öl.
Die Maschine hat ein Ölleck.
Das Absperrventil schließt nicht richtig.
Der Ventilsitz ist beschädigt.
Wir haben nicht bemerkt, dass es beschädigt war.
Es ist nicht im Wartungsplan.
Manche mögen dieses Beispiel für zu banal halten. Es ist aber realistisch. Wieviele Arbeitsbereiche kennen wir, an denen täglich Öl aufgewischt wird (o.ä.) ohne die Ursache zu hinterfragen? Wieviele Führungskräfte fragen an dieser Stelle nach? Wenn wir die Ursachen dieser „einfachen“ Probleme nicht lösen, wie sollen wir es dann bei schwierigeren können? Training und Praxis sind erforderlich, um die Anwendung dieser „einfachen“ Technik zu lernen.