Der Student und das Barometer

Paul.Bayer am 1. December 2007 um 22:34

Hier eine Kurzfassung der Erzählung eines Physikprofessors [1]:

Ein Student sollte die Frage beantworten, wie man mit Hilfe eines Barometers die Höhe eines Hochhauses bestimmen könne. Er antwortete, man solle das Barometer an einer Schnur vom Dach des Hochhauses herunterlassen und die Länge der Schnur messen. Sein Professor war allerdings mit der Antwort nicht zufrieden und wollte dem Studenten keinen Punkt geben.

Nachdem der Student protestierte und ein Schlichter eingeschaltet wurde, erhielt der Student eine zweite Chance. Nach einigem Überlegen sagte er, man solle das Barometer vom Dach des Gebäudes herunterfallen lassen, die Fallzeit messen und damit die Höhe des Gebäudes berechnen. Der Lehrer war zwar noch nicht zufrieden, aber er gab sich geschlagen und dem Studenten den Punkt für eine korrekte Antwort.

Als der Schlichter den Studenten fragte, welche weiteren Antworten er noch habe, führte er folgende auf:

  • Man kann das Barometer an einem sonnigen Tag ins Freie stellen, die Länge seines Schattens messen, dann die Länge des Gebäudeschattens und dann daraus zusammen mit der Höhe des Barometers die Höhe des Gebäudes errechnen.
  • Man geht das Treppenhaus hinauf und macht dabei an der Wand Markierungen mit der Länge des Barometers. Die Anzahl der Markierungen multipliziert mit der Länge des Barometers ergibt die Höhe des Gebäudes.
  • Man klingelt beim Hausmeister und sagt ihm: „Ich habe hier ein schönes Barometer. Wenn Sie mir die Höhe des Gebäudes sagen, schenke ich es ihnen.“

Der Schlichter fragte ihn noch, ob er die erwartete Antwort auch kenne. Der Student sagte, natürlich kenne er sie, er habe aber genug von den Versuchen der Professoren, ihm ein bestimmtes Denken beizubringen und hatte aus diesem Grund mit seinem Lehrer etwas Schabernack treiben wollen.

Rückwärtsdenken und Kreativität

Die Kreativität des Studenten kommt daher, weil er sich nicht von der bekannten Funktionsweise des Barometers leiten läßt. Er denkt unbefangen wie jemand, der nicht weiss, was ein Barometer ist und die Eigenschaften des Barometers (Maße, Gewicht, Preis …) mit frischen Augen sieht. Angeblich hieß der Student Niels Bohr. Wie kann „Otto Normalbürger“ diese Kreativität entwickeln?

Wie der Lehrer orientieren wir uns meist an der vorgegebenen Situation und können deshalb viele Lösungen gar nicht sehen. Um kreative Lösungen zu finden, müssen wir uns von der gegebenen Situation lösen, den Zweck bestimmen und von da aus zurückfragen: „Welche Methoden gibt es, um die Höhe eines Gebäudes zu bestimmen? Welche Hilfsmittel benötige ich dafür? Wie kann ich dabei ein Barometer einsetzen?“ Auf diese Weise sehen wir – wie der Student – noch viele weitere Lösungen …

[1]

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