Systemevolution und Verbesserung

Paul.Bayer am 4. December 2007 um 09:00

Biologische, organisatorische, technische, ökonomische Systeme entwickeln sich in Form einer S-Kurve. TRIZ, die Theorie der erfinderischen Problemlösung geht davon aus, dass die Systeme sich mit der Zeit und in einem evolutionären Prozess in Richtung eines Idealzustands entwickeln. Der Idealzustand bedeutet: maximaler Nutzen ohne Kosten und Nachteile. Der Entwicklungsstand eines Systems auf dem Weg in Richtung Ideal wird qualitativ durch seine Idealität beschrieben [1]:

Die S-Kurve eines Systems kann also in ein Koordinatensystem aus Zeit und Idealität skizziert werden:

S-Kurve der Systementwicklung

Wir unterscheiden verschiedene Entwicklungsstufen des Systems und üblicherweise unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte während der Evolution des Systems.

S-Kurven und Systemevolution

S-Kurven sind ein sehr wirksamer Ansatz um über Innovation und Verbesserung nachzudenken. Hier nur einige Aspekte [2]:

  • Evolution: Systeme werden von anderen Systemen verdrängt, wenn sie ihre Reife erreicht haben und an ihre Grenzen gestoßen sind.
  • Hierarchie: Systeme bestehen aus Komponenten, die jeweils eigene S-Kurven haben. Die S-Kurven der Komponenten liefern die S-Kurve der Funktion des übergeordneten Systems.
  • Rekursion: Organisationen, die Produkte (mit S-Kurven) herstellen, haben ihre eigene S-Kurve und bestehen aus Prozessen mit S-Kurven. Diese S-Kurven hängen zusammen: Um ihre Produkte zu erneuern oder effizienter herzustellen, muss eine Organisation sich und ihre Prozesse selbst erneuern.

Es ist sinnvoll, zu verstehen, auf welcher Entwicklungsstufe sich ein System (und seine Komponenten) befindet, wenn man es verbessern will, weil davon die Wirksamkeit von verschiedenen Verbesserungsstrategien abhängt. Man muss verstehen, wo sich das System relativ zu anderen, ähnlichen Systemen befindet. Ausführlichere Darstellungen findet man in der TRIZ-Literatur [2, 3].

S-Kurven und Verbesserung

S-Kurve und Verbesserung

Um zu überleben müssen wir unsere Systeme: Produkte, Prozesse und die Organisationen ständig und von Zeit zu Zeit durchgreifend verbessern. Die Schnelligkeit und Wirksamkeit, mit der wir dazu in der Lage sind, bestimmt unsere Position gegenüber den Wettbewerbern und dadurch unsere Chancen.

Dabei haben wir zwei Stoßrichtungen:

  • die Idealität, also den maximalen Kundennutzen in der
  • kürzesten Zeit zu erreichen.

Das ist die Essenz des Zusammenspiels von Kaizen und Kaikaku [4]:

  • Kaizen ermöglicht in kurzer Zeit das Maximum aus einem bestehenden System herauszuholen.
  • Kaikaku ermöglicht Durchbrüche zu einem neuen System, wenn die Idealität eines bestehenden Systems nicht mehr deutlich gesteigert werden kann.
[1]
Idealität definiert sich bezogen auf den vom Kunden wahrgenommenen, bemerkten Nutzen (nach Mann [2]).
[2]
Eine ausführliche Darstellung der S-Kurven in: Darell Mann, Hands on Systematic Innovation.– 2002, Kap. 7 und Darell Mann, Hands on Systematic Innovation for Business & Management.– 2004, Kap. 7. Die Bücher sind erhältlich über D. Manns Website: Systematic Innovation.
[3]
Eine kürzere Darstellung findet sich im Web: Darell Mann, Using S-Curves and Trends of Evolution in R&D Strategy Planning.– TRIZ Journal 1999-07
[4]
vgl. dazu: Shozo Hibino, Introduction to Breakthrough Thinking, S. 12

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