Die OODA-Schleife
Paul.Bayer am 11. October 2007 um 06:19Eines der besten Modelle zum Verstehen und Erklären der Grundlagen von schlanker Produktion und Verbesserung (oder von strategischem Handeln allgemein) ist die OODA-Schleife von John Boyd. OODA bedeutet Observe, Orient, Decide, Act.
Bemerke, wie die Orientierung die Beobachtung, Entscheidung und Aktion formt und umgekehrt vom Feedback und anderen Phänomenen, die in unser Wahrnehmungs- oder Beobachtungsfenster kommen, geformt wird.
Bemerke außerdem, wie die ganze Schleife (nicht nur die Beobachtung) ein ständiger, vielseitiger und impliziter Prozess wechselseitiger Beziehungen, Projektionen, Empathie, Korrelation und Zurückweisung ist. [1]
Die OODA-Schleife ist kein lineares Modell des Handelns, sondern ein dynamisches Regelungsmodell:
- Der Schwerpunkt liegt auf der Orientierung: Gute Orientierung führt zu exakten Beobachtungen, zu wirksamem Handeln und korrekten Entscheidungen. Orientierung erfordert Analyse und Synthese und ist abhängig von Wissen und Erfahrung.
- Betont wird das implizite, intuitive Reagieren ohne Zeitverzug, also das schnelle Handeln, um einen Zeitvorteil zu gewinnen. Wirksames und schnelles Handeln entsteht aus guter Beobachtung und aus Wissen und Erfahrung – also aus guter Orientierung
- Schnelles Handeln, um Feedback und weitere Beobachtungen zu gewinnen und um zu lernen, ist gegenüber langwieriger Diskussion im Vorteil. Das bedeutet die Situation zu testen, um Rückschlüsse ziehen zu können und um zu lernen. Entscheidungen (zwischen mehreren Alternativen) werden zunächst zurückgestellt und fallen nach mehreren vorherigen „Test“-Durchläufen der OODA-Schleife.[2]
Der Kern der OODA-Schleife kann auch so beschrieben werden:
Beobachte | • Gehe vor Ort und schaue, • erfasse die physikalischen Objekte und Operationen vor Ort, • erfasse die Realität, die wirklichen Verhältnisse. |
Orientiere | • Durchdenke die Situation (Analyse), • finde kreative Lösungen (Synthese), • gehe vollständig und gründlich vor. |
Handle | • Sofort, • an Ort und Stelle, • konsequent. |
Operative Exzellenz
Meist wird im Zusammenhang von schlanker Produktion, Verbesserung und Problemlösung der PDCA-Zyklus genannt. Aber jeder PDCA-Zyklus besteht aus mehreren OODA-Schleifen. Ohne gute und starke OODA-Schleifen ist auch der PDCA-Zyklus schwach. Die OODA-Schleife beschreibt also die operative Basis der Verbesserungs- und Problemlösearbeit. Die OODA-Schleife kann nicht theoretisch verstanden werden, sondern nur durch praktisches Umsetzen. Wer ein nur theoretisches Verständnis davon hat, dem erscheint sie als Banalität.
am 1. September 2010 um 17:56 Uhr.
[...] und 90-er Jahren entwickelte und als Berater in das Pentagon einbrachte. Er ist der Schöpfer der OODA-Schleife, einem eleganten Modell des strategischen Handelns und Lernens. Boyds Arbeiten sind für [...]
am 20. June 2011 um 16:34 Uhr.
Sehr interessant. Die OODA-Schleife wird ja im Führungssystem der Bundeswehr seit Jahrzehnten (!) als “Führungsvorgang/-prozess” durchgängig auf allen Führungsebenen ausgebildet und – sehr erfolgreich – angewendet:
- Lagefeststellung/Kontrolle,
- Entscheidungsfindung (Auswertung des Auftrags, Beurteilung der Lage)
- Planung,
- Befehlsgebung und wieder Lagefeststellung/Kontrolle
Die meisten Leute wissen das nicht und wenn ich die Affinität zum militärischen Modell erwähne kommen leider gleich Vorbehalte/Vorurteile.
Schade eigentlich…
Gruß
Hans Leidig
am 21. June 2011 um 03:02 Uhr.
Hallo Herr Leidig,
ist das denn wirklich dasselbe? Oder ist das nur ein spezieller Fall der OODA-Schleife? Boyd war Kampfpilot und sein Grundmodell der OODA-Schleife war der Luftkampf, in dem die OODA-Schleife sehr schnell durchlaufen wird.
Viele Grüße,
Paul Bayer