Der PDCA-Zyklus des Lernens

Paul.Bayer am 3. January 2008 um 15:35
w. Edwards Deming
W. Edwards Deming, 1900–1993

Im Sommer 1950 hat W. Edwards Deming vor japanischen Topmanagern einen Vortrag gehalten. Seine Botschaft war einfach: „Qualitätsverbesserung wird die Ausgaben senken und gleichzeitig die Produktivität und den Marktanteil erhöhen.“ Als Aktionsplan, um das zu erreichen, hat er ihnen den PDSA-Zyklus (Plan, Do, Study, Act) seines Lehrers Walter A. Shewhart vorgeschlagen. Deming hat seine Ansätze in seinen Vorträgen des Sommers 1950 vor hunderten weiterer japanischer Ingenieure, Manager und Wissenschaftler bekannt gemacht. Einige japanische Unternehmen haben dann Demings Vorschläge breit angewandt, und die bekannte Deming’sche Kettenreaktion kam in Gang [1].

Heute sprechen wir vom PDCA-Zyklus für Plan, Do, Check, Act. Aber der sogenannte Deming-Kreis wird heute in vielen westlichen Unternehmen noch immer nicht voll verstanden und angewendet.

Der Shewhart-Zyklus

Deming selbst gab folgende Beschreibung:

Der Shewhart-Zyklus des Lernens
Der Shewhart-Zyklus für Lernen und Verbesserung, der P-D-S-A-Zyklus

„Dieser Zyklus ist ein Flussdiagramm für das Lernen und für die Verbesserung eines Produkt oder eines Prozesses.

Schritt 1, PLAN: Jemand hat eine Idee zur Verbesserung eines Produkts oder eines Prozesses. Das ist Phase 0, die im ersten Schritt integriert ist. Er führt zu einem Plan für einen Test, einen Vergleich oder ein Experiment. Der Schritt 1 ist die Grundlage des ganzen Zyklus. Ein übereilter Start kann unwirksam, kostspielig und frustrierend sein. Die Leute haben hier eine Schwachstelle und neigen dazu, diesen Schritt zu überspringen. Sie können es nicht erwarten, in Bewegung zu kommen, aktiv zu werden, geschäftig zu wirken, zu Schritt 2 zu gehen.

Die Planungsphase kann mit einer Wahl zwischen verschiedenen Vorschlägen anfangen. Welche können wir testen? Was kann das Ergebnis sein? Vergleiche die möglichen Ergebnisse der möglichen Alternativen. Welcher der verschiedenen Vorschläge scheint bezogen auf neues Wissen und Profit am vielversprechendsten zu sein. Das Problem kann sein, wie man ein mögliches Ziel erreicht.

Schritt 2, DO: Führe den Test, den Vergleich, das Experiment durch, vorzugsweise in kleinem Maßstab, entsprechend der Vorgehensweise aus Schritt 1.

Schritt 3, STUDY: Studiere die Ergebnisse. Erfüllen sie die Hoffnungen und Erwartungen? Falls nicht, was ging schief? Es kann sein, wir haben uns zunächst selbst getäuscht und sollten nochmals anfangen.

Schritt 4, ACT:
oder
oder
Übernehme die Veränderung.
Verwerfe sie.
Durchlaufe den Zyklus erneut, möglicherweise unter unterschiedlichen Umfeldbedingungen, mit anderem Material, anderen Leuten, anderen Regeln.

Der Leser wird feststellen, dass es einer Vorausschau bedarf, um eine Veränderung anzunehmen oder sie zu verwerfen. [2]“

Learning by Doing

PDCA ist ein Lern- und Aktionszyklus. Man versucht nicht, Ideen auszudiskutieren, sondern testet und experimentiert gezielt. Durch die Betonung auf der Plan-Phase und durch systematisches Check ist PDCA mehr als das von Deming vielgescholtene „Herumpfuschen“ (tampering). Demings Rat ist also, gut nachzudenken und dann mit Hilfe von Experimenten und Checks rasch umzusetzen, um die geplanten Ziele zu erreichen und diesen Zyklus immer wieder neu durchzuführen. Die Vorschläge Demings kamen der japanischen Verbesserungsmentalität und den Bedürfnissen der japanischen Industrie in den 50-er Jahren entgegen und fielen auf fruchtbaren Boden.

Allerdings bemerkt Ryuji Fukuda 1982 im Rückblick augenzwinkernd:

„In den 50-er Jahren als Dr. Deming und Dr. Juran zuerst QC nach Japan brachten waren wir schockiert über die Unterschiede zwischen Japan und den Vereinigten Staaten. Seither haben wir ziemlich hart gearbeitet, um aufzuholen, und jetzt, dank unserer Bemühungen und gesegnet durch günstige Bedingungen haben sich unsere Qualitätsniveaus stark verbessert.

Seltsamerweise wurden unsere Bemühungen durch ein Missverständnis beflügelt. Wir dachten, dass die Konzepte, die uns Dr. Deming und Dr. Juran lehrten, wirklich von amerikanischen Unternehmen praktiziert wurden. Ohne den Unterschied zwischen Forschung und Praxis und zwischen Top- und durchschnittlichen Unternehmen zu verstehen, haben wir alle Anstrengungen unternommen bei etwas aufzuschliessen, was – faktisch – eine Illusion war

Unsere Bemühungen, aufzuholen brachten viel Erfolg, aber wir verstanden auch, dass harte Arbeit alleine nicht genug war, um uns an die Spitze zu bringen. Mit dieser Einsicht entwickelten wir den Ansatz der [Management-] Studiengruppen als ein Mittel, um unsere eigenen Management- und Engineeringmethoden aufzubauen.“ [3]

Wie die japanischen Zuhörer Dr. Demings den PDCA-Zyklus angewendet und weiterentwickelt haben, werde ich in den nächsten Artikeln der Reihe behandeln.

[1]
Zu dieser Geschichte siehe auch den ausgezeichneten Artikel von Glauser über Deming: Qualität quo vadis.
[2]
W. Edwards Deming, The New Economcs for Industry, Government, Education.– MIT Press, Cambridge 1994, S. 131f
[3]
Ryuji Fukuda, Managerial Engineering, Techniques for Improving Quality and Productivity in the Workplace.– Productivity Press, Cambridge 1983, S. 163

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Ein Kommentar zu “Der PDCA-Zyklus des Lernens”

  1. Transformation » Beitrag » wandelweb.de

    [...] und das Chaos nicht zu groß werden zu lassen. Walter Shewhart und W. Edwards Deming haben mit dem PDCA-Zyklus einen Weg gezeigt, mit dem man sich auf Transformation einlassen kann. Er basiert auf dem besten, [...]

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