Nasrudins Falke
Paul.Bayer am 25. December 2009 um 08:07Aus den berühmten Geschichten des Nasreddin Hodscha:
Eines Tages fand Nasrudin auf seiner Fensterbank einen erschöpften Falken sitzen. Er hatte noch nie so eine Art Vogel gesehen. “Du armer Kerl”, sagte er, “wie war es nur möglich, daß du in einen solchen Zustand gekommen bist?” Er kürzte dem Falken die Krallen, schnitt den Schnabel zurecht und stutzte die Flügel. Nun siehst du schon eher wie ein Vogel aus”, sagte Nasrudin. [1]
Diese alte Geschichte zeigt überspitzt, wie wir oft mit komplexen Systemen (Mitmenschen, Umwelt, Organisationen, uns selbst …) umgehen:
- Wir verstehen nicht, wie ein System arbeitet und greifen trotzdem ein.
- Wir wollen alles so zurechtstutzen, dass es unseren Vorurteilen entspricht.
- Wir sind nicht bereit, uns einem System durch Beobachtung und Experiment zu nähern.
- Wir sehen nicht, dass in den kleinen Besonderheiten von Systemen, in den Individualitäten ihre Stärken liegen.
Das System des tiefen Wissens
Es sind diese Punkte, aus denen W. Edwards Deming sein „System des tiefen Wissens“ [2] bildet:
- Wertschätzung von Systemen,
- Verständnis von Variation,
- Eine Theorie des Wissens,
- Etwas Wissen über Psychologie.
Diese vier Punkte stehen miteinander in Wechselwirkung. Das System des tiefen Wissens ist nie etwas fertiges, endgültiges sondern eher eine Art Haltung, die wir einnehmen, das Wissen, das wir erwerben, der Weg, den wir gehen müssen, wenn wir in Leben und Beruf achtsam, verständnisvoll und nachhaltig wirksam mit unserer Umgebung umgehen wollen.