Der Dodo-Vogel
Paul.Bayer am 6. March 2010 um 08:00Das Schicksal des Dodo-Vogels ist ein Beispiel, wie die erfolgreiche Anpassung eines Systems an seine Umgebung zu einem Constraint [1] wird, der – unter veränderten Rahmenbedingungen – ein katastrophales Versagen bewirkt.
Der Dodo-Vogel lebte für Jahrmillionen auf der Insel Mauritius. Da er dort keine natürlichen Feinde hatte, verkümmerten seine Flugmuskulatur und seine Flügel. Er legte seine Eier auf den Boden. Seine Anpassung war ein Vorteil für ihn, da er weniger Ressourcen für etwas „verschwendete“, was er nicht brauchte.
Im Jahr 1598 kamen die ersten Seefahrer nach Mauritius und entdeckten den Dodo. Sie fanden das Fleisch des zutraulichen Vogels als Bordverpflegung nützlich. Die Ratten und Schweine, die sie mitbrachten, vermehrten sich und fraßen die Gelege der Dodos. 1681 starb der letzte Dodo-Vogel.
Die Moral der Dodo-Geschichte ist die, dass das Reduzieren von Verschwendung sicher eine gute Strategie ist, dass man dabei aber aufpassen muss, ob nicht vielleicht neue Herausforderungen entstehen, die das, was wir heute als Verschwendung ansehen, zu einer überlebensnotwendigen Ressource machen. Effizienzsteigerung ist notwendig, aber nicht hinreichend [2]. Weiter zeigt die Geschichte, dass das, was wir heute als Stärke ansehen, morgen leicht zu einer Schwäche werden kann [3].
Ein Beispiel für solche Risiken könnte die Einführung eines Produktionssystems aus Effizienzgründen sein, das jedoch die Flexibilität des Unternehmens verringert. Ein anderes sind Lean- oder Six Sigma-Programme, die mit viel Druck eingeführt werden und die Beteiligung und Kreativität der Mitarbeiter verringern [4]. Weitere Beispiele überlasse ich der Vorstellungskraft und Erfahrung der Leser von wandelweb.de.