Das Offensichtliche nicht sehen

Paul.Bayer am 24. April 2011 um 18:12

Anfang 2009, wenige Monate nach Ausbruch der Finanzkrise hatte E.M.Goldratt einen Besuch japanischer Topmanager, die angesichts des dramatischen Einbruchs ihrer Auftragseingänge über Entlassungen eines Teils ihrer Belegschaft nachdachten. Goldratt zeigte ihnen, dass die Endnachfrage kaum gefallen war und dass der Einbruch der Auftragseingänge auf das Räumen der Läger der OEMs, Zwischenhändler und Einzelhändler zurückging. Sie überschätzten also eine zeitweise Entwicklung und waren dabei, einen schweren Fehler zu machen, der ihre Fähigkeit beeinträchtigen würde, die Produktion bald wieder hochzufahren. Viele Unternehmen haben so gehandelt, die Krise dadurch verstärkt und sich selbst, ihre Mitarbeiter und ihre Kunden in schwierige Situationen gebracht.

Goldratts Besucher hatten ihre Situation nicht analysiert und die elementaren Informationen nicht zusammengetragen, um die Situation ihres Unternehmens korrekt einzuschätzen. Stattdessen ließen sie sich von der öffentlichen Panik leiten. Sie hatten alle Elemente, um das Offensichtliche zu sehen:

  • Sie kannten die Ursachen und Wirkungen.
  • Sie wussten wie der Handel auf eine Rezession reagiert.
  • Sie wussten, dass der Handel nicht ohne Ware funktionieren kann.
  • Sie hatten alle Fakten und Informationen.

Trotzdem konnten sie das Offensichtliche nicht sehen. Goldratt erzählt diese Geschichte jetzt in diesem animierten Video:

Wir können das Offensichtliche nicht sehen, wenn wir nur in örtlichen Bedingungen denken und die Zusammenhänge nicht beachten. Goldratt resümiert: „Wir sehen das Offensichtliche nicht, weil wir nicht global denken. Das ist es, was uns blockiert.“

Die ganze Geschichte zeigt, dass wir oft nicht rational denken, entscheiden oder handeln, besonders dann nicht, wenn wir uns von Angst und Schock leiten lassen. Management ist da keine Ausnahme.

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