Fundamentale Design Methode

Paul.Bayer am 24. March 2010 um 23:13

So heißt eine Design-Philosophie, die Edward Matchett (1929 – 1998) entwickelt und gelehrt hat. Er hat sie in einem kleinen Büchlein skizziert, das jetzt bei IFR-Press in Neuauflage erschienen ist [1].

Ich muss sagen, dass ich von diesem Büchlein sehr beeindruckt bin und es sicher noch mehrmals lesen und damit arbeiten werde, bevor ich es besser verstehen kann. Was mich dabei so beeindruckt ist, dass Matchett viel tiefer geht als wie üblich Konzepte und Methoden zu beschreiben. Für ihn ist Design ein persönlicher Weg, der Weg der Entwicklung einer kreativen Person, des kreativen Individuums, das lernt, sich von vorgefassten Meinungen zu lösen, konzeptionell und kreativ, eben als Designer zu denken, sein Denken zu kontrollieren und in bestimmte Richtungen zu lenken und zu fokussieren.

FDM ist darauf konzentriert, ein Verständnis der eigentlichen Natur komplexer geistiger Probleme und Situationen zu erlangen. Sie erfordert zu ihrer Entwicklung ein tiefes persönliches Engagement mit anspruchsvollen persönlichen Projekten. Wo sich größere Verände­rungen in Fähigkeiten und Haltung ergeben, kann das schon eine deutliche Weiterentwicklung und Reife des Individuums bedeuten. Vielleicht noch wichtiger ist dabei, dass solche Prozesse in jede Richtung fortgesetzt werden können, um den sich ständig verändern­den Anforderung der Arbeitssituation zu genügen (S. 2).

Die wichtigste Stoßrichtung von FDM-Training ist es, den Geist und den gesamten menschlichen Organismus auf eine Ebene der Meta-Kontrolle zu bringen. Auf dieser Ebene erlangt eine Person den Geist und das gesamte Wesen eines Schöpfers, also von jemandem der zu einem Niveau innerer Organisation und Ordnung durchgestoßen ist wie es von den wirklichen Schöpfern von großer Musik, Skulptur, darstellender Kunst, Architektur, Mathematik, Literatur, militärischer, politischer und geschäftlicher Strategie … und wirklichen wissenschaft­lichen Durchbrüchen entdeckt und erreicht wird. (S. 9)

… es ist wichtig, alle drei Aspekte … zu beachten. Fundamental dient dazu, dich zu erinnern, die Grundlagen des Denkens zu studieren. Design sollte dich erinnern, deine eigentlichen Gestaltungsaufgaben und -bedingungen, die Vergangenheit und Gegenwart zu untersuchen. Methode sollte dich dazu veranlassen, die Designmethodik als solche zu studieren. Jedes Lerngebiet wird dem anderen helfen und allmählich werden sie verschmelzen. Wenn dieser kritische Punkt erreicht wird, wirst du entdecken, dass du fähig bist Dinge zu tun, die du jetzt nicht tun kannst. Du wirst gewöhnliche Aufgaben viel leichter erledigen. Du wirst aber auch eine Menge zusätzlicher Freude und Genugtuung finden. (S. 20)

Was ist Design?

Design unterscheidet sich von Planung. Denn es verfolgt als ideales Endresultat …

die optimale Lösung für die Gesamtheit der wirklichen Erfordernisse einer gegebenen Gruppe von Umständen. (S. 16)

Matchett definiert Design so:

Design ist ein Prozess der Entdeckung eines Wegs, um alle wider­sprüchlichen Faktoren und Beziehungen in einer multidimensionalen Situation in Einklang zu bringen. (S. 49)

Design ist also der Prozess, um Widersprüche in Einklang zu bringen. Und genau das macht den Designansatz auch außerhalb des Designs von reinen Artefakten für komplexe (multidimensionale) Situationen, Konflikte, Probleme usw. in Organi­sationen hochinteressant.

Gutes Design

Enorm nützlich finde ich Matchetts Definition von gutem Design. Sie ist noch von Matchetts Zeit als Entwickler bei Rolls Royce Triebwerke geprägt:

  • Ein gut gestaltetes Teil hat die einfachste mögliche Bauform, erfüllt alle Anforderungen und funktioniert sein ganzes geplantes Leben lang unter allen vorhersehbaren Betriebs- und Miss­brauchsbedingungen zuverlässig und effizient.
  • Es wird Werkstoffe, Herstellprozesse oder menschliche Fähig­keiten, die für seine Herstellung oder den nachfolgenden Gebrauch erforderlich sind, nicht verschwenden und nicht bis an die Grenze belasten. Es wird in keiner Weise gefährlich oder unangenehm für die Leute, die es benutzen oder die von seinem Gebrauch betroffen sind (es sei denn die Unannehmlichkeit ist sein Zweck).
  • Gleichzeitig müssen seine Funktion und Bauform zu Funktion und Bauform derjenigen Einheit passen, zu der es gehört.
  • Seine Kosten werden so gering wie möglich sein, müssen in einem Bereich liegen, den man sich leisten kann, und müssen durch diejenigen Eigenschaften bestimmt werden, die man für den Anwendungsfall unbedingt braucht.
  • Es enthält keine neuen Eigenschaften, die einfach anders sind, um anders zu sein (es sei denn, dies dient einer besseren Verkäuflichkeit), sondern enthält – falls notwendig – solche, die sich bereits im Gebrauch bewährt haben.
  • Es lässt das höchste sinnvolle Ausmaß an Standardisierung der Bearbeitungsprozesse zu und das sinnvollste Maß an Austauschbarkeit der Herstellorte solcher Teile. (S. 17 f)

Ich konnte Edward Matchetts FDM hier nur anreißen. Aber insgesamt ist seine Fundamentale Design Methode ein faszinierender Ansatz für alle, die an Gestaltung und Verbesserung arbeiten. Wir dürfen schon auf die Neuauflage der weiteren Werke von Matchett gespannt sein, die IFR Press für 2010 plant.

[1]
Edward Matchett: Fundamental Design Method; IFR Press, 2010. Link

Ähnliche Beiträge: