Die Kinderparty

Paul.Bayer am 21. February 2010 um 10:48

Dave Snowden von Cognitive Edge zeigt mit dieser wundervollen Geschichte mit typisch britischem Humor, dass wir erkennen müssen, welche Art von System wir managen wollen, und dann besser den geeigneten Ansatz wählen sollten:

Stellen wir uns vor, wie wir eine Party für eine Gruppe elfjähriger Jungen organisieren würden. Und wir wollen dabei die drei verschiedenen Arten von Systemen anwenden, wie wir sie in der Natur vorfinden.

Chaotisch: Wenn Du annimmst, dass die Party chaotisch ist und die Kinder nur zufällig handeln, dann könntest Du vielleicht Drogen und Alkohol kaufen, damit die Kinder auf eine persönliche Entdeckungsreise gehen können. Dein Haus könnte bei diesem Prozess abbrennen, aber was macht das schon aus. Alles Eigentum ist schließlich Diebstahl und nur ein soziales Konstrukt. Ich habe Freunde in Californien, die das ausprobiert haben. Ich empfehle es nicht. Die Wiederaufbau­kosten sind hoch, aber es ist ein begründeter Ansatz.

Geordnet: Auf der anderen Seite kennen wir uns besser mit dem Ansatz für geordnete Systeme aus. Hier ist es entscheidend wichtig, schon vor der Party klare Lernziele aufzu­stellen. Die Lernziele müssen natürlich zum Leitbild der Erziehung in der jeweiligen Gesellschaft passen. Idealerweise solltest Du die Lernziele auf Motivationsposter drucken mit Bildern von Adlern, die über Tälern kreisen, oder von Wasser, das in ein Becken tropft. Hänge sie im Raum auf, wo du die Party halten willst. Du erstellst dann einen Projektplan für die Party. Der Projektplan sollte klare Meilensteine für die Party beinhalten, an denen du den Fortschritt relativ zum idealen Partyergebnis messen kannst. Wenn Du das vorbereitet hast, könntest Du die Party mit einem Motivationsvideo starten. Schließlich möchtest Du nicht, dass die Kinder ihre Zeit mit Spielen verschwenden, die nicht zum Lernziel der Party passen. Dann sollten sie Powerpoint benützen, um ihre persönliche Identifikation mit den Partyzielen zu zeigen. Und stelle sicher, dass das Taschengeld der Kinder an das Erreichen der Meilensteinziele geknüpft ist.

Komplex: Der dritte, der Komplexitätsansatz ist sogar noch einfacher. Dabei zeichnen wir eine Linie in den Sand, die wir von der Theorie komplexer Systeme als Abgrenzung [1] kennen und wir wenden uns den Kindern zu und sagen ihnen: „überschreitet diese Grenze, ihr kleinen Miststücke, und ihr seid tot”. Was Du dann ziemlich schnell lernst, ist der Wert von flexiblen, verhandelbaren Grenzen, weil starre Grenzen die Eigenschaft haben, schnell brüchig zu werden und auf katastro­phale Weise zu brechen. Wir benützen dann – im Jargon der Komplexitätstheorie – katalytische Sonden [2]: Fußball, Videofilm, Grill, Computerspiel, etwas, was ein Handlungsmuster anregen kann, das wir als Attraktor bezeichnen. Und wenn es ein günstiger Attraktor ist, dann stabilisieren und verstärken wir ihn und wenn es ein negativer Attraktor ist, dann dämpfen wir ihn oder zerstören ihn schnell.

Was wir also tun ist, die Ausbildung günstiger Zusammenhänge innerhalb von Attraktoren und Grenzen zu managen. In diesem einfachen Satz sehen wir den Nutzen der Komplexitätstheorie für Organisationen und ebenso für Regierungen.

[1]
Es gehört zur Definition eines komplexen Systems, dass es schwierig abzugrenzen ist.
[2]
Ein Katalysator ist ein Stoff, der einen Prozess auslösen kann.

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