Probleme lösen 1.0
Paul.Bayer am 1. February 2010 um 20:59In diesem Beitrag zeige ich eine Präsentation, die ich auf dem Lean-Netzwerktreffen in München am 28.1.2010 gehalten habe. In dieser Präsentation verknüpfe ich eine Reihe von Konzepten und Beiträgen von wandelweb.de.
Dabei geht es mir hauptsächlich um die Lösung von Problemen, die sich zum Engpass für ein Unternehmen entwickeln. Wie schaut der zugrunde liegende Konflikt aus und wie kann er aufgelöst werden?
Benützen Sie die Steuerknöpfe, um durch die Präsentation zu gehen. Sie können sie auch auf Bildschirmformat vergrößern. Mit Maus und Scrollrad können Sie sich in der Präsentation bewegen, ein- und auszoomen …
Nachfolgend einige Erläuterungen zur Präsentation:
Wie Probleme entstehen
- In dem Büchlein „How to Teach Physics to Your Dog“ stellt Chad Orzel dar, dass Menschen aufgrund ihrer Vorurteile die Quantenmechanik nur schwer verstehen können. Diese Schwierigkeiten sind mit denen bei der Problemlösung vergleichbar.
- Wenn wir uns die Definition eines Problems als Unterschied von Soll und Ist vor Augen führen, so liegt also das Problem eher beim „Soll“, also bei den Vorstellungen, die wir uns von einem System machen.
- Das können wir an den beiden Beispielen mit optischen Täuschungen selbst ausprobieren. Die Auflösung der Rätsel finden Sie in der Süddeutschen Zeitung.
- Übrigens befinden wir uns mit diesen Schwierigkeiten in prominenter Gesellschaft wie uns Kevin Dunbar durch seine Arbeiten mit Wissenschaftlern zeigt.
- Probleme entstehen also durch falsche Vorstellungen. Sie brauchen dann eine Zeitlang bis sie von uns überhaupt wahrgenommen und akzeptiert werden, besonders in Organisationen. Wenn die Probleme im Produktentstehungsprozess auftreten – und nicht rechtzeitig gelöst werden –, dann wachsen sie von Phase zu Phase an bis sie unter Umständen gewaltige Dimensionen annehmen.
Wie sich das Problemdilemma entwickelt
Ungelöste Probleme wachsen sich leicht zu Problemknoten aus:
- Den Gegenwartsbaum großer Probleme habe ich ausführlicher im Beitrag „Problemknoten“ behandelt.
- Die unerwünschten Wirkungen im Gegenwartsbaum werden durch ein Dilemma zwischen Symptom- und Ursachenbekämpfung ausgelöst. In dieses Dilemma werden hauptsächlich die Experten für dieses Problem verwickelt.
- Das Unternehmen wird durch das Anwachsen des Problems immer abhängiger von den Experten. Die Experten verstricken sich wiederum immer tiefer in psychologische Trägheit. Das ist ein Effekt, der ausführlicher im Beitrag „Problemverschiebung“ behandelt wurde.
Wie das Dilemma aufgelöst werden kann
Können sich Organisationen aus dieser Situation befreien wie weiland der Münchhausen, der sich am eigenen Zopf mitsamt seinem Pferd aus dem Sumpf zog? Dass sie sich befreien ist entscheidend für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess und für das Erreichen von Wettbewerbsfähigkeit (vgl. dazu „Das Wheeler-Chart“)
- Dazu hinterfragen wir das „Problemdilemma“ und kommen auf Ansätze wie Slow Down, Stoppprinzip, Experiment, systematische Ursachenanalyse.
- Diese Prinzipien sind in den klassischen Ansätze wie Problemlösetrichter und PDCA-Zyklus enthalten. Es ist wichtig, dass die Prinzipen mit den Methoden verstanden und trainiert werden.
- Problemlösung ist hier wieder wie die klassische Fabel vom Hasen und der Schildkröte: Langsames, gründliches und kontinuierliches Vorgehen ist schneller als hektisches Herumhoppeln.
Wie ein Durchbruch erzeugt wird
Was aber, wenn man sich festgefahren hat? Wie kann man sich befreien?
- Durchbrüche sind erstaunlich leicht zu erzeugen. Das wichtigste ist, mit der bisherigen Vorgehensweise brechen und einen Durchbruch erzeugen zu wollen. Das Durchbruchsmodell und die erforderlichen Vorkehrungen für Durchbrüche habe ich in Management von Durchbrüchen und Management von Durchbrüchen II behandelt.
- Goldratt sagte, dass wir, wenn wir hartnäckige Probleme lösen, intuitiv das richtige tun. In der Regel benützen wir, um Durchbrüche zu erzeugen drei große ungenutzte Potenziale, die auch die Grundlage exzellenter Organisationen darstellen:
- Alle Menschen sind potenzielle Problemlöser und sind potenziell kreativ.
- Systeme bieten in der Regel alle nötigen Informationen, um ihre Probleme zu lösen. Wir müssen nur die Informationen richtig benützen und damit die Zusammenhänge verstehen.
- Systeme beinhalten Lösungsräume. Um schwierige Probleme zu lösen, müssen wir mit diesen Lösungsräumen experimentieren.
- Die Regeln für Durchbrüche von Hibino und Nadler enthalten diese Ansätze und noch einige mehr.
Die wissenschaftliche Methode
Schwierigkeiten treten meistens dann auf, wenn die Menschen lieb gewordene Vorstellungen und ausgetretene Pfade verlassen sollen. Sokrates musste für seine bohrenden Fragen noch den Schierlingsbecher nehmen. Der Galilei musste seinen Entdeckungen abschwören und wir lehren die Quantenphysik unseren Tieren, weil die Menschen sie nicht hören wollen.
Wie auch immer. Der bisher sicherste Weg, unsere Vorstellungen zu überwinden und zu lernen ist die wissenschaftliche Methode, auch wenn es – wie gesehen – selbst den Wissenschaftlern schwer fällt, damit zu arbeiten. Sie ist der einzige Weg, um unsere Probleme zu lösen. Durch ihre Anwendung und Verbreitung nützen wir unserer Gesellschaft und unseren Unternehmen.
Zusammenfassung
Das ist ein vielleicht etwas „verrückter“ Vortrag. Er zeigt, wie meist einfache falsche Vorstellungen zu Problemen führen, die nicht korrigiert werden. Diese Probleme wachsen sich zu einem Dilemma und zu komplexen Situationen aus, die eine Organisation an den Rand ihres Überlebens bringen können. Die Situation ist eigentlich ganz einfach zu lösen, wenn wir uns dafür Zeit nehmen, zur Besinnung kommen und bereit sind, mit der bisherigen Vorgehensweise zu brechen. Dafür können wir einige ganz einfache aber mächtige Potenziale verwenden, die direkt vor unseren Augen schlummern. Oft, zu oft wollen die Leute davon aber nichts hören. Wir sollten uns an die wissenschaftliche Methode halten, um die Schwierigkeiten schrittweise zu überwinden.