Russell Ackoff, 1919 – 2009
Paul.Bayer am 31. October 2009 um 21:12
Am 29. Oktober 2009 starb Russell Ackoff, einer der wichtigsten System- und Managementdenker des 20-ten Jahrhunderts an den Folgen einer Hüftoperation. Er ist in Deutschland kaum bekannt. Nur wenige seiner Werke sind ins Deutsche übersetzt.
Ackoff war ein Professor für Systemwissenschaften und Management an der Wharton-Schule. Seine wichtigsten Beiträge lagen zunächst im Operations Research. In den 70-er Jahren brach er mit dem Operations Research und entwickelte eine Theorie der zweckgerichteten Systeme (On Purposeful Systems) und griff damit eines der Hauptanliegen der Kybernetik auf. Im Unterschied zur Managementkybernetik (z.B. von Stafford Beer) lag Ackoffs Interesse aber darin, wie sich verschiedene Systeme (Menschen, Gruppen, Unternehmen …) mit teilweise unterschiedlichen Interessen zu Systemen höherer Ordnung (Gruppen, Unternehmen, Industrien …) zusammenschließen und organisieren. Welches Verhalten entsteht und entwickelt sich in solchen Systemen (multiminded Systems)? Ackoff hat daher als einer der ersten über emergentes Verhalten nachgedacht, das heute Cutting Edge der Systemwissenschaften ist.
Ackoffs Ansätze sind dabei praktisch. Er hat über Problemlösung (The Art of Problem Solving) und Fehlschlüsse und Vorurteile im Management (Management f-laws) geschrieben. Sein Motto war nach seinem Lehrer Churchman, dass der beste Weg, um ein komplexes System zu verstehen, darin besteht, es zu gestalten. Ackoff hat deshalb das Design Thinking stark geprägt (Recreating the Corporation, Idealized Design, Co-Design, Participatory Design). Alle, die ihr Umfeld gestalten wollen, können noch lange aus Russell Ackoffs Arbeiten Nutzen ziehen.
Das folgende Youtube-Video zeigt einen Vortrag von Ackoff von 2004 (?):
Auf Youtube sind weitere Videos mit Russell Ackoff. Die Curious Cat Management Improvement Library von John Hunter hat eine Sammlung von Artikeln von und über Russ Ackoff.