Der Problemlösungstrichter

Paul.Bayer am 20. October 2007 um 19:18

Bei Problemen neigen viele Leute dazu, über Lösungen zu diskutieren bevor sie das Problem richtig verstanden haben. Dafür gibt es mehrere Gründe [1]:

  1. Zunächst wollen sie das Problem überhaupt nicht wahr haben und können es deshalb auch nicht hinterfragen.
  2. Wenn sich dann das Problem immer stärker aufdrängt, haben sie keine Geduld und wollen gleich zu Lösungen kommen.
  3. Sie denken dann in eine bestimmte Richtung (s. Psychologische Trägheit) und wollen sich nicht eingestehen, dass sie die Ursache noch nicht kennen.
  4. Sie haben nicht verstanden, warum man den Ursachenmechanismus kennen muss bevor man eine saubere Lösung finden kann.

Die Sofortmaßnahme

Um zu verhindern, dass die eigene oder fremde Ungeduld die Problemlösung beinträchtigt, kann oder sollte man eine Sofortmaßnahme treffen, die die Auswirkungen des Problems mindert. Das ist nicht bei allen Problemen möglich. Aber die Idee hinter einer Sofortmaßnahme ist, den Rücken für die Problemlösung frei zu bekommen.[2]

Strategie zur Ursachenanalyse

Ein Problem ist einfach nur eine unerwünschte Wirkung, deren Ursache wir nicht kennen. Ursachenanalyse ist ein Erkenntnisprozess und bedeutet, etwas neues zu lernen. Dieser Prozess kann mit einem Trichter beschrieben werden und besteht aus zwei Phasen:

Der Problemlösetrichter

Suchphase (Erfasse die Situation): Zunächst versucht man die Ursachenzone zu finden. Sie enthält oder beschreibt diejenigen Einflüsse und Mechanismen, die das Problem verursachen. Man versucht also aus einem anfänglich großen, unbestimmten Problem ein kleines, lösbares zu machen. Dahinter steht die Erfahrung, dass die meisten Probleme auf einzelne Ursachen, Wechselwirkungen oder Widersprüche zurückgehen.

In der Suchphase vermeidet man anfängliche große Spekulationen über das Problem sondern versucht a) durch „Hingehen und Schauen“ und geeignete Experimente Erfahrungen mit dem Problem zu gewinnen und b) diese durch gezieltes Hinterfragen und Auswerten in Wissen zu überführen. Ergebnis der Suchpase ist ein „Minimodell“ des Problems, das dazu benutzt werden kann, die Ursache zu finden. In der Suchphase werden also die anfänglichen Unklarheiten und Vermutungen über das Problem schrittweise „eingedampft“.

Analysephase: Die verbleibenden Einflussgrößen werden jetzt näher hinterfragt. Die bekannteste Technik dafür sind die fünf Warum. Aber auch ein einfaches Flußdiagramm oder ein TRIZ-Systemmodell kann Kern der Ursachenanalyse sein. Am Ende der Ursachenanalyse sollte man in der Lage sein, die Problemursache durch einen Versuch zu bestätigen und das Problem zu erzeugen und quasi „an- und auszuknipsen“.

Die Problemlösung

Von hier ist es nur noch ein kleinerer Schritt zur Lösung des Problems. Manchmal ist es allerdings nicht möglich, mit den Parametern in der Ursachenzone so zu spielen, dass andere unerwünschte Effekte vermieden werden. In diesem Fall sind TRIZ-Techniken nützlich, um eine erfinderische Lösung des Problems zu entwickeln.

[1]
Manchen Leuten geht es überhaupt nicht um Lösungen und um Ursachen, sondern nur darum, „Schuldige“ zu finden, an die sie das Problem weiterreichen können.
[2]
Ich habe schon Sofortmaßnahmen beobachtet, die pure Ablenkungsmanöver waren. Auch das ist ok, wenn man sie zum Zeitgewinn bei der Problemlösung benutzt.

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