Alle Menschen sind kreativ

Paul.Bayer am 9. August 2009 um 12:44

Auf die Frage, was besser sei, wenige Experten, die wenige große Probleme lösen oder viele Menschen, die viele kleine Probleme lösen, wissen erstaunlich wenige Manager eine einfache und spontane Antwort.

George Box hat in „Good Quality Costs Less? How Come?“ [1] eine sehr elegante grafische Erklärung gegeben. Er stellt die Problemlöser in den traditionellen Organisationen dem Schwierigkeitsgrad der Probleme gegenüber:


In traditionellen Organisationen ist das Problemlösen den „Experten“ mit mehr technischem Geschick vorbehalten, die bei Problemen verständigt werden. Auf der anderen Seite ist zum Lösen der meisten Probleme kein sehr großes Geschick nötig. Die Nachteile dieser Organisation sind sofort klar:

  1. Wenige Experten als Problemlöser werden der Vielzahl der Probleme nicht Herr. Die meisten Probleme erfahren sie gar nicht. Das System kann nur stabil funktionieren, wenn alle Mitarbeiter Probleme lösen und wenn die Probleme auf allen Ebenen und unmittelbar behandelt werden.
  2. Auch die Arbeit der Experten ist nicht wirklich effizient, weil sie sich meistens um Probleme kümmern müssen, deren Lösung weniger technisches Geschick erfordert.
  3. Die Mitarbeiter, die keine Probleme lösen dürfen, sind ständig frustriert, weil sie ständig einfach lösbare Probleme sehen, die aber nicht gelöst werden.

Insgesamt ist die Situation eine gigantische Verschwendung von Ressourcen. Ein Weg, bei dem die „Experten“ den anderen Mitarbeitern helfen und sie darin unterweisen, ihre Probleme selbst zu lösen, ist definitiv notwendig. Warum gehen so wenige Organisationen diesen Weg?

[1]
in George Box and Friends: Improving Almost Anything, Ideas and Essays.- 2006 Wiley, S. 5

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2 Kommentare zu “Alle Menschen sind kreativ”

  1. Ludwig

    Hallo! Ein interessanter Aspekt, der da von Box angesprochen wird und den ich so noch nicht reflektiert hatte. Wenn man davon ausgeht dass die meisten Probleme unterkomplex sind und von den meisten “normalen” Mitarbeitern selbst gelöst werden können, dann ergibt sich daraus ein weiteres Argument für die Verwendung kollaborativer Software + passender Prozesse. Über ein Wiki oder einen Blog können sich die Mitarbeiter leicht untereinander zur Problemlösung kurzschließen, eine Lösung erarbeiten und sie gleichzeitig den andern bereitstellen.

    Paradoxerweise machen bekanntlich machen gerade Wikis “Expertentum” schneller deutlich. Wenn sichtbar ist wer wann zu was gemacht/geschrieben hat wird klar wer für was kompetent ist.

  2. Paul.Bayer

    Hallo Ludwig,

    die meisten (einfacheren) Probleme benötigen keine Software zu ihrer Lösung. Hier geht es um die richtige Materialbereitstellung, die besten geeigneten Arbeitsmittel, die richtige Aktion zur Reparatur eines Gerätes, wie und an wen man eine bestimmte Information am besten weitergibt, damit sie nicht verloren geht … Solche Probleme computerunterstützt zu lösen baut nur zusätzliche Barrieren auf. siehe: Problem must be visible!.

    Ich halte social Software wie Wikis sinnvoll, um die Lösung komplexerer Probleme durch mehr Kollaboration zu unterstützen. Im TPS entspräche das noch am ehesten dem A3 Problemlöseprozess.

    Box geht es darum, die Problemlösung in die Hände derer zu geben, die sie am besten lösen können. Das ist eine Frage des Mindsets und unabhängig von Tools.

    Viele Grüße,
    Paul

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