Kein Problem ist das Problem

Paul.Bayer am 8. November 2007 um 22:52

Die größte psychologische und organisatorische Hürde auf dem Weg der Verbesserung ist die „Kein-Problem“-Mentalität. Mitarbeiter trauen sich nicht auf Probleme hinweisen und Chefs wollen nichts von Problemen hören. Wir müssen sehen, dass das zunächst eine natürliche Reaktion ist: Wir Menschen scheuen den Schmerz.

Der sogenannte „gesunde Menschenverstand“ versucht den Problemen aus dem Wege zu gehen, aber Vernunft und Erfahrung sagen uns, dass Probleme so nicht gelöst werden und wieder kommen oder noch größer werden.

Die fünf „Wer“

In Organisationen, in denen die „Kein-Problem“-Mentalität dominiert, sucht man solange nach einem Schuldigen für Probleme bis man denjenigen findet, der die Hosen herunterlassen muss. Die Kunst besteht darin, nicht erwischt zu werden oder jemand anderem den schwarzen Peter zuzuschieben. Solange man nicht gerade befürchten muss, dass einem ein Problem angehängt wird, ist die Welt in Ordnung. Das ganze ähnelt sehr gewissen Kinderspielen. Die nachfolgende Darstellung aus Bayern (Übersetzung) illustriert den Prozess.

Diese Mentalität und die entsprechenden Blüten in unseren Organisationen sind deswegen das allergrößte Problem, weil damit:

  • Probleme nicht gesehen und gelöst werden,
  • Probleme teilweise vertuscht werden,
  • Probleme erst angegangen werden, wenn sie sich zu großen, schwer lösbaren Problemen entwickelt haben,
  • Managemententscheidungen auf der Basis von verzerrter Wahrnehmung und Fehlinformation fallen,
  • niemand sich traut, Fehler zu machen und daher Entscheidungen zu treffen,
  • niemand lernt, Probleme zu lösen.

Probleme sehen

Voraussetzung für Verbesserung und für schlankes Produzieren ist deshalb, Probleme zu sehen. Leute, die darauf trainiert sind, die Augen vor Problemen zu verschließen, müssen zunächst lernen, Probleme zu sehen. Die stärkste und einfachste Definition eines Problems ist „Abweichung vom Sollzustand“. Um Probleme zu sehen, muss deshalb der Sollzustand (was, wie, warum) bekannt sein – das ist oft nicht der Fall:

  1. Was ist der Sollzustand?
  2. Wie wollen wir ihn erreichen?
  3. Warum wollen wir ihn erreichen?

Den Sollzustand zu beschreiben und dafür zu sorgen, dass er für jeden klar ist, ist Führungsaufgabe.

Weg.png

Deswegen ist der Weg, um Probleme sehen zu lernen der klassische Weg der Verbesserung:

  1. Definiere den Sollzustand, wo wir hin wollen,
  2. bestimme den Istzustand, wo wir aktuell stehen,
  3. zeige auf die Hindernisse (Probleme), die uns davon abhalten, den Zielzustand zu erreichen

Unfokussierte Organisationen mit „Kein-Problem“-Mentalität haben meist keine klaren Ziele vor Augen. Hoshin-Kanri ist der Prozess, um das zu ändern.

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